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  • AutorenbildHopesister

Was ich an richtig miesen Tagen mache

Gastbeitrag von Tina


Fotocredit: Tina



Heute ist kein guter Tag.


Ich bin müde aufgewacht. Alles tut weh.


Morgen ist meine OP. Meine Freunde fragen mich wie es mir geht. Ob ich mir Sorgen mache? Ob ich aufgeregt bin?


Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was ich denke oder fühle. Oder ob ich mir Sorgen mache.


Ich weiß nur, dass mein Nacken weh tut. Und mein Rücken. Und dass ich so unfassbar müde bin.


Zwei Minuten Massage und alles knackt. Ich heule. Scheinbar manifestiert sich der Mist aus meinem Unterbewusstsein direkt in meinem Körper.


Ich weine, weil mir bewusst wird, dass ich glaube übersehen worden zu sein. Alle anderen sind geliebt. Umsorgt. Bekommen was sie sich wünschen. Nur ich bin vom Leben übervorteilt. Von Gott vergessen. Übersehen.


Oh, du denkst: Was für ein Blödsinn! Stimmt doch gar nicht! Und: wie selbstmitleidig. Am liebsten möchtest mir das sagen?


Ich weiß das doch auch. Also, zumindest mein rationales Hirn weiß, dass das Blödsinn ist. Das hilft nur gerade meinem Herzen nicht und auch nicht meiner Seele.


Achso, und nein. Positives Denken hilft auch nicht. Dazu bin ich gerade viel zu erschöpft. Zu lange steckten diese Gedanken in meinen Knochen und haben mich mürbe gemacht. Ich kann nicht einfach einen Schalter umlegen und glauben, dass alles gut wird. Einfach indem ich es mir selbst einrede. Weil ich einfach keine Kraft habe.


Also weine ich einfach weiter und lasse den Mist raus. Und dann lichtet sich der Nebel. Mir fällt ein: „Ich kann diese Dunkelheit ja dahin bringen, wo sie vom Licht erhellt wird.“ Das ist überhaupt nicht anstrengend und kostet überhaupt keine Kraft.


Ich bleibe einfach hier liegen. Und sage: Hey, Gott. Hier bin ich. (hier folgt eine Pause, ist er da? Ah, ja, Ich merke schon. Er hat ja die ganze Zeit auf mich gewartet. Also sage ich: Hi. (das „Hi“ ziehen ich ganz lang und muss dabei ein wenig selbst ironisch und peinlich berührt lächeln, so als ob ich mal wieder zu meiner Freundin komme und ihr den gleichen Mist erzähle, den ich ihr schon 100 mal erzählt habe. Sie kennt das. Sie hat Verständnis dafür, aber ich weiß auch, dass sie manchmal die Augen deswegen verdreht. Weil wir beide wissen, dass es totaler Blödsinn ist, was ich ihr gleich erzähle. Ganz liebevolles Augenverdrehen natürlich.)


Siehst du den Mist?


Ja. Natürlich siehst du ihn.


Das ist also das was ich gerade glaube.


Ja. Ich denke, dass du mich vergessen und übersehen hast. Und dass du mich nicht liebst. (Schon während ich das sage, löst sich das alles auf. Einfach weil es so haltlos ist in seiner Gegenwart.)


Ich denke, dass diese OP morgen schief gehen wird. Und sich meine Lebensträume nie erfüllen werden.


Ich bin müde.


Hier. Halte das mal.


Ich liege einfach weiter da und beobachte mit meinem inneren Auge was passiert. Der Mist fällt einfach in sich zusammen. Ich weiß ja, dass das Lügen sind. Auch wenn sie alt sind und immer wieder auftauchen. Und sobald ich sie ihm hinhalte passiert genau das was ich brauche.


Ich merke, wie sich die Entspannung in meinem Rücken breit macht.


Ich atme tief durch. Und lasse los.


Lasse alle Dunkelheit ans Licht kommen, weil sie hier einfach keinen Bestand hat.


Gott, bin ich froh, dass ich das alles nicht aus eigener Kraft besiegen muss. In meiner Schwachheit bist du mächtig, sagst du.


Ich atme noch einmal tief und befreit durch.


Ich setze mich langsam auf und genieße einfach weiter die Ruhe und den Frieden. Hast du irgendwas für mich, Gott?


Ich warte einige Minuten und freue mich einfach an der Stille.


Und du sprichst in mein Chaos: Ich habe dich eh und je geliebt.


Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.


Du bist mein.


Du bist mein geliebtes Kind.


Du bist die, an der ich Wohlgefallen habe.


Jedes Haar auf deinem Haupt habe ich gezählt.


Und nichts wird dir widerfahren was du nicht tragen kannst.


Ich habe dich je und je geliebt.


Langsam sickert es in mein Bewusstsein. Wird Teil meines Seins. Ich glaube das jetzt. Mein Hirn hat nicht verstanden, was hier gerade passiert ist, obwohl es all diese Infos vorher schon hatte. Aber mein Körper ist entspannt. Die Wogen in meiner Seele sind geglättet. Das kann ich spüren. Und alles ist wieder im Einklang.


Ich atme wieder tief und befreit aus.


Danke Gott. Ich nehme das mit. Und bewahre es in meinem Herzen. Und sollte da wieder etwas sein, was ich alleine nicht gewuppt kriege, komme ich zu dir.


Du bist ja da und wartest nur, dass ich mich zu dir setze.


Tina.


Möchtest du mehr von Tina lesen und dich inspirieren lassen? Dann schau doch auf ihren Blog www.alltagsfreuden.com oder auf ihren Instagram Account @alltagsfreuden vorbei. Ich persönlich liebe ihre Texte und Denkanstöße. Sehr.




You are fruitful!

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