Von Magali
Einer der aufregendsten, aber auch beängstigendsten Momente auf der IVF-Reise kann der Tag des Embryotransfers sein. Es war eine turbulente Zeit bis zu diesem Tag. Du hast dir Hormone gespritzt und dein Bauch ist vielleicht voller blauer Flecken. Du hast die Achterbahn der Gefühle mit den Kontrolluntersuchungen, der Eizellentnahme und der Befruchtung der Eizellen durchlebt. Das quälende Warten darauf, wie viele es schaffen und ob das Ergebnis euren Erwartungen und Hoffnungen entspricht. Es ist ein Marathon und die Ziellinie ist buchstäblich in Sicht.
Eine Menge Vorbereitung, Geld und Energie sind in diesen Moment geflossen, und nun ist er endlich da. Der Moment, auf den du hingearbeitet, dich durchgebissen hast. Vielleicht hast du deine kuscheligen Transfersocken an, oder du hast den nächstgelegenen McDonald's ausfindig gemacht, um dir auf dem Heimweg, die Glücks- Pommes zu holen, und du hast dir bestimmt einen Plan für die zweiwöchige Wartezeit aufgestellt.
Und jetzt, wo es endlich so weit ist, bist du ein nervöses Energiebündel mit gemischten Gefühlen und stehst unter großem Druck.
Hier sind ein paar Zeilen für dich. Ein Brief zum Transfer Tag:
Liebe Hopesister,
ich bin so stolz auf dich und alles, was du erreicht hast, um hierher zu kommen. Wir vergessen manchmal, wie viel wir durchmachen. Deshalb möchte ich dich heute feiern und die Stärke und Entschlossenheit, die du aufgebracht hast, um bis hierher zu kommen. Ich weiß, dass du dir diese ganze "wir wollen ein Baby" Sache nicht so vorgestellt hast, wie wir alle, aber das ist letztendlich egal. Was am Ende zählt, ist das Ergebnis. Mit oder ohne ärztliche Hilfe. Und nun bist du ganz nah dran.
Nach dem heutigen Tag liegt ein Meer der Ungewissheit vor dir. Du wirst versuchen, eine Art Kontrolle wiederzuerlangen, indem du versuchst, die Zukunft vorherzusagen, Zeichen und Symptome zu deuten, aber ich möchte dich ermutigen, ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Jetzt ist die Zeit zum Ausruhen. Es ist Zeit es sich gut gehen zu lassen. Es ist Zeit zu Vertrauen. In dich, an deinem Körper und an Gott!
Wir mögen zwar keine Ungewissheit, aber wir brauchen sie - denn ohne sie gibt es kein Wachstum. Wir bleiben stehen, wir lernen nichts und wir bleiben dieselben. Nimm dir einen Moment Zeit, um auf all das zurückzublicken, was du auf dich genommen hast, um heute hierher zu gelangen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du Schritte gewagt hast, die dir Angst gemacht haben. Ich bin so stolz auf dich meine Hopesister und die Kämpferin, die du auf der Reise geworden bist. Auch wenn du dich nicht stark fühlst, du bist es. Heute ist es an der Zeit, deine Stärke und deinen Mut anzuerkennen.
Vielleicht spürst du das vertraute Gefühl der Angst, das an die Oberfläche kommt. Das ist in Ordnung. Es ist normal, Angst zu haben. Gib dir die Erlaubnis, die Angst zu spüren und ihr freien Lauf zu lassen. Druck sie nicht weg. Du hast hart genug gekämpft, um hierher zu kommen, aber du musst nicht mehr anstrengen. Es ist an der Zeit, dein Schwert fallen zu lassen, das Seil loszulassen, mit dem du dich im Tauziehen befunden hast, und alles loszulassen. Lass die Angst los. Gib ihr keine Macht dich einzunehmen.
Es ist auch an der Zeit, das loszulassen, was war, die Erfahrungen der Vergangenheit, und die Möglichkeiten dessen anzunehmen, was sein könnte. Dies ist ein neuer Weg. Ein neuer Transfer. Ein neuer Embryo. Und du bist durch deine Erfahrung ein anderer Mensch als am Beginn deiner Reise. Du bist wundervoll. Du bist keine statistische Größe. Dies ist der Weg, auf dem du eben bist. Hege keinen Groll dagegen. Auch wenn du viel entbehren musstes vieles nicht so eingetroffen ist wie du es dir erhofft hattest, dieser Weg hat dich zu einer Kämpferin gemacht. Spätestens jetzt solltest du erkennen wie viel Stärke und Willenskraft zu besitzt. Ich lade dich also ein, dein Herz zu öffnen für die Möglichkeit dessen, was sein könnte.
Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, sich jetzt zu fühlen. Du musst nicht völlig hoffnungsvoll oder euphorisch sein. Auch muss dieser Moment nicht "perfekt" verlaufen. Das Ergebnis hängt nicht von deinen Gedanken und Gefühlen ab. Nur noch wenig liegt in deinen Händen und in deiner Macht. Wie wärs wenn du deinen Transfer Tag auf eure Art zelebrieren würdet? Nimm Musik mit in den Behandlungsraum oder Bete über deine Situation. Stimme dich positiv ein. Geht nach dem Transfer essen oder unternehmt etwas schönes.
Versuche in den nächsten zwei Wochen, im Hier und Jetzt zu bleiben. Es gibt keinen Grund, zurückzublicken und sich zu fragen, ob du alles richtig gemacht hast. Das ist sinnlos und du vergeudest wertvolle Energie. Du kannst nichts ändern, außer dem jetzigen Augenblick. Schenk dir Ruhe und gesunde Ernährung. Verzichte auf dein Gals Wein, trink dafür viel Wasser und Tee. Geh spazieren, treffe dich mit Freunden. Lache viel und verbring schöne Abende mit deinem Mann.
Vielleicht bist du auch versucht, dir Sicherheit vor Enttäuschung zu verschaffen, indem du dir einredest, dass es nicht funktionieren wird. Vielleicht denkst du über einen Ausweichplan nach. Bestrafe dich nicht jedes Mal, wenn dies geschieht - diese Gedankengänge sind auch normal. Damit versuchst, du dich zu schützen. Habe Mitgefühl mit dir selbst. Ab dem Transfer Tag bist du schwanger, bis das Gegenteil bewiesen ist. UND du darfst diesen Moment genießen, also gibt es keinen Grund, sich in "Was wäre wenn"-Gedanken zu verlieren.
Du wirst versucht sein nach Bestätigung zu suchen. Aber es gibt keine Sicherheit, wenn du googelst oder dich auf die Geschichten oder Symptome anderer Leute verlässt. Es ist deine Geschichte, dein Körper, dein Embryo. Sich auf früher Erfahrungen zu verlassen, kann dir auch keine Erleichterung verschaffen. Denke also daran, dass dies auch für dich eine neue Erfahrung ist. Vergleiche dich nicht. Wenn du Support brauchst frag doch eine Freundin ob Sie für euch betet oder einfach zuhört. Erzähle ihr von deinen Ängsten und Sorgen. Lass dich aufbauen und ermutigen.
Ablenkung ist der Schlüssel, also fülle deinen Tag mit sinnvollen Aufgaben. Entrümpele deinen Kleiderschrank, während du die Musik laut aufdrehst. Tu Dinge, die die Zeit vergessen lassen - wie zum Beispiel deine Lieblingsserie auf Netflix oder ermutigende Predigten zu schauen. Setze dich draußen in die Sonne und lese ein Buch oder höre einen Podcast.
Mach dir keine Vorwürfe, nicht produktiv zu sein. Dein Körper arbeitet und tut sein Bestes, um JETZT den Embryo einzunisten. Und das erfordert eine Menge Energie. Sei dir sich also sicher, dass du bereits sehr produktiv bist, ohne es zu merken.
Umgebe dich mit Menschen, die dich so unterstützen, wie du es brauchst. Und halte diejenigen fern, die von Angst und Negativität erfüllt sind. Dies ist dein Raum, und du hast das Recht, einige harte Grenzen zu setzen. Solltest du übrigens nicht nur jetzt tun.
Aber mehr als alles andere, du schöne Tochter Gottes, möchte ich, dass du weißt, dass du erstaunlich bist, egal, was als nächstes passiert. Schließe deine Augen, atme tief durch und setze weiterhin einen Fuß vor den anderen. Das ist der einzige Weg, der uns weiterbringt. Jeder Tag und jeder Schritt, den du machst, bringt dich weiter. Egal wohin die Reise geht, sei dir gewiss Gott ist jeden Schritt bei dir und möchte dir Hoffnung und Freude schenken. Strecke dich in dieser Zeit nach ihm aus und er wird dich durchtragen.
Ich bete für dich. Für euer Wunder. Du bist nicht allein.
Alles Liebe,
Magali
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