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AutorenbildHopesister

Cappuccino mit Jesus

Aktualisiert: 24. Nov. 2020


Da sitze ich nun. Draussen auf der Holzbank, unter dem japanischen Kirschenbaum, der voller nicht blühen könnte. In der Hand halte ich eine Tasse, die mich angenehm wärmt.

Der Duft der Blüten vermischt sich mit dem rauchigen Aroma des Cappuccinos.

Mein Blick schweift in die Weite und tief atme ich die frische Frühlingsluft ein.

Das Leben könnte nicht schöner sein.



Doch gerade jetzt ist es kurz zum Stillstand gekommen. Einmal mehr schaue ich der Tatsache ins Auge, dass mein Herzenswunsch auch diesen Monat nicht in Erfüllung gegangen ist. Bauchkrämpfe statt Babystrampeln.  Müdigkeit, manchmal auch Migräne, statt euphorischer Energie und Vorfreude. Ich kenne dieses Thema schon seit einigen Jahren und treu macht es jeden Monat die Runde.


Was jetzt? Kurzer Moment des Innehaltens. Eigentlich wäre es  jetzt beinahe einfacher, mich weiter vom Fluss des Lebens treiben zu lassen, mich abzulenken mit der Geschäftigkeit des Alltags. Es gäbe sicher noch etwas zum Putzen oder Aufräumen oder eine Einkaufsliste zu schreiben oder eine aufgeschobene  Pendenz im Büro zu erledigen… Die to-do-Liste liesse sich beliebig verlängern und ich könnte in diesem Moment anfangen, sie abzuarbeiten. So müsste ich mich nicht mehr meinen Gefühlen stellen. Doch die Jahre haben mich gelehrt, dass Verdrängtes nicht verarbeitet ist.  Ich spüre: In diesem Moment braucht meine Seele einen Ruheplatz. Und obwohl es mich Überwindung kostet, mich an diesen Ort der Ruhe zu begeben, mache ich mich auf, Schritt für Schritt. Es braucht Vertrauen, mein Herz dem einen zu öffnen, von dem ich weiss, dass er mit einem Fingerschnipsen meinen Wunsch auf der Stelle erfüllen könnte. Wie oft schon stand mir meine Rebellion im Weg, um mit dem, dem alle Dinge möglich sind,  in Beziehung zu treten. Stillstand. Herzensschau.


Der Cappuccino ist um einige Tränen reicher geworden. Tränen der Sehnsucht, Enttäuschung, Wut, Angst, Resignation, … Die Reihenfolge ist beliebig austauschbar. Ich bringe ihn, den ganzen Schmerz, zu IHM. Innerlich sehe ich das Kreuz vor mir. Dort, wo ER bereits alle Schmerzen getragen hat, dort ist der beste Platz für meine verletzten Gefühle. So strecke ich IHM die leeren Teile meines Herzens hin, dort, wo noch etwas fehlt, und bitte IHN, dass ER in diese Leere hineinkommt. Stillstand.


Ich komme vom Machen ins Sein. Beim Kreuz darf ich so sein, wie ich bin, ich muss IHM nichts vormachen. Ich bin einfach mit IHM zusammen. Die brach liegenden Flächen in meinem Herzen, die mir zugegeben so noch immer nicht gefallen, sind jetzt nicht mehr der Mittelpunkt, sondern ER. Voller Liebe schaut ER auf diese leeren Stellen. Zeit vergeht, ich werde still. Und aus dieser Stille heraus passiert langsam das Wunder des Lebens. Ein Keim, vorher noch verborgen und ungesehen in der Erde, beginnt zu sprießen: Ich erkenne wieder, wer ich bin und wozu ich geschaffen bin. ER gibt mir wieder die Würde zurück, die ich mir selber genommen habe. Lügen werden entlarvt. Glaube kommt zurück. Vorsichtig strecke ich mich nach dem Licht aus, das Leben bedeutet.


Ich stehe auf. Der Cappuccino ist inzwischen kalt geworden. Die Tatsache ist noch dieselbe; für diesen Monat wurde mein Wunsch nicht erfüllt. Was im nächsten Monat sein wird, das weiß ich jetzt noch nicht und irgendwie beruhigend: Ich muss es jetzt auch nicht wissen. Aber eine Gewissheit habe ich fest im Herzen: Da ist gerade vorher das Wunder des Lebens geschehen.




Diesen Blogbeitrag hat unsere wundervolle Hopesister Brigitte geschrieben.


"Hallo, ich bin Brigitte, wohne in der Schweiz und bin seit 10 Jahren mit einem wunderbaren Mann verheiratet. Nach einer Zeit des Wartens und Herausforderungen wurde uns unser Sohn geschenkt, für den ich jeden Tag unendlich dankbar bin! Nun befinden wir uns wieder seit mehr als 5 Jahren auf der Kinderwunschreise und sind gespannt, wohin uns die nächste Etappe hinführen wird..."



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Photo credit: Unsplash

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